Schwer hatte der Dichter an der Krankheit seiner Gattin zu tragen. Sie war seit der Geburt des Söhnchens Paul Friedrich leidend. Noch einmal gab sie einem Kinde das Leben, es starb jedoch bald nach der Geburt. Dann wuchs ihr Brustleiden zu unheilbarem Siechtum aus. Zwei Ärzte mühten sich um sie. Aber sie vermochten die Schwindsucht nicht mehr zu bannen. Rührend ist die Geschichte ihres Heimgangs. Der Gatte sah, wie es mit ihr zum Letzten ging. Er wollte sie gern auf die Todesstunde vorbereiten, ohne sie zu erschrecken. Darum fragte er sie, ob es ihr recht sei, daß er in der Wochenpredigt die Gemeinde zur Fürbitte für sie aufrufen wolle. Er sehe, daß sie sehr schwach sei. Und — man spürt förmlich das Zittern in seiner Stimme. Dann bat sie ihn, ihr doch aus ihrem geschriebenen Gesangbuch die Sterbe- und Passionslieder vorzulesen. Und der Dichter der großen Trostchoräle wird wohl seiner eigenen Frau gelesen haben:

Wennich einmal soll scheiden,
so scheide nicht von mir;
wenn ich den Tod soll leiden,
so tritt du dann herfür;
wenn mir am allerbänsten
wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten
kraft deiner Angst und Pein.

Am 5. März 1668 ist sie dann heimgegangen. Sie wurde neben all den Ihren, Eltern und Kindern, in der Nikolaikirche hinter der Kanzel beigesetzt, auf der ihr Mann nicht mehr stehen durfte. Es wurde einsam um den Alternden. In sein Haus zog seine Schwägerin. Er dichtete nur noch selten. Die Trauergeister wichen nicht mehr wie früher vor dem Freudenmeister. Und doch war der Klang des Singens nicht ganz verschollen.

In Berlin saß ein einsamer Mann. Der “Fall Paul Gerhardt” geriet sehr schnell in Vergessenheit. An die Stelle des “Abgesetzten” kam ein neuer Diakonus nach St. Nikolai. Gerhardt merkte, daß seines Bleibens in Berlin nicht mehr lange sein könne. In der Stadt Lübben ist ihm die Türe aufgetan worden. Am 14. Oktober predigte er in der Lübbener Kirche und gefiehl. Am 28. Oktober wurde er einstimmig gewählt. Am 27. Mai 1676 starb er, und am 7. Juni, dem ersten Sonntag nach Trinitatis, wurde er in der Kirche zu Lübben bestattet. Eine glaugwürdige Überlieferung berichtet, daß er das Herannahen des Todes gefühlt und seinem Sohn geheißen habe, er solle ihm den Vers aus dem Liede “Warum sollt´ich mich denn grämen” vorlesen:

Kann uns doch kein Tod nicht töten,
sondern reißt
unsernGeist
aus viel tausend Nöten,
schließt das Tor der bittern Leiden
und macht Bahn,
da man kann
gehn zu Himmelsfreuden.

Sein Leib ruht im Chorgewölbe der Kirche.